Mitte der 90er-Jahre des vorletzten Jahrhunderts, zu Zeiten der Regentschaft Queen Victorias, Toronto, 4. Polizeirevier: Der feingeistige und äußerst ansehnliche Detective William Murdoch (Yannick Bisson) ist seiner Zeit weit voraus, hat er doch ein Faible für die allerneuesten technischen und wissenschaftlichen Errungenschaften, die er mit großer Leidenschaft bei seinen damals eher unüblichen Ermittlungsmethoden einsetzt. Forensische Techniken wie die Identifizierung von Verbrechern mittels Fingerabdrücken, Bluttests, Entomologie oder ballistische Schusswaffenvergleiche verwendet Tüftler Murdoch – stets argwöhnisch beäugt von seinem schrulligen Vorgesetzten Inspector Thomas Brackenreid (Thomas Craig) – innovativ in seiner Abteilung. Ein Abhörgerät in Koffergröße oder ein revolutionärer Pneumograph, um Lügner zu entlarven (Brackenreid: „Frankenstein-Konstrukt“) sind nur zwei der Apparaturen aus seiner Hobby-Versuchsanstalt. Zu Murdochs „partners in crime“ gehören die bezaubernde Pathologin Dr. Julia Ogden (Hélène Joy), die die Faszination des Detectives für forensische Wissenschaft teilt sowie der eifrige, aber noch unerfahrene Constable George Crabtree (Jonny Harris). Beide sind wertvolle Verbündete, die Murdoch des Öfteren in und auf die Spur bringen…
Die charmante Historienkrimiserie Murdoch Mysteries – Auf den Spuren mysteriöser Mordfälle ist nicht nur überaus unterhaltsam, sondern tatsächlich auch lehrreich. Historisch verbürgte Ereignisse wie der Krieg zwischen Gleichstrom- und Wechselstrom-Verfechtern oder die Entdeckung der „Mars-Kanäle“ sind brillant in die spannenden Kriminalfälle eingefügt. Bereits in Staffel 1 tummeln sich zahlreiche illustre Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, wie etwa Erfinder Nikola Tesla, Sherlock Holmes-Schöpfer Arthur Conan Doyle, HRH Prinz Alfred – und vielleicht sogar Marsianer! Die Genies Tesla und Doyle sind zudem auch höchst hilfreich für Murdochs Ermittlungen. So funkt es schnell zwischen den beiden Erfinderkollegen Detective Murdoch und Wechselstrom-Pionier Tesla (Tesla: „Wir sind Männer der Zukunft!“). Und Arthur Conan Doyle, Anhänger der seinerzeit populären Séancen, diskutiert mit dem gläubigen Katholiken über Sinn und Unsinn des Spiritualismus und überdenkt nach seinen Erlebnissen mit dem Polizeiteam das bis dato unumstößliche Ableben Sherlock Holmes‘. Und wer weiß: Hätte Doyle auf die Anregung von Inspector Brackenreid gehört, wäre womöglich sein bekanntestes Werk unter dem Titel Höllenhund der Highlands in die Annalen der Kriminalliteratur eingegangen…
Murdoch Mysteries basiert auf der Romanreihe Detective Murdoch der Psychotherapeutin und mehrfach preisgekrönten Autorin Maureen Jennings. Die 1939 geborene Engländerin wanderte als Teenager nach Kanada aus und verfasste zwischen 1997 bis 2017 acht Romane mit dem aufrechten Titelhelden William Murdoch („Wenn mich etwas beeinflusst, dann die Wahrheit!“). Kein Wunder also, dass auch Jennings‘ Hund nach dem smarten Detective benannt wurde 😉
Im Produktionsland Kanada erhielt die beliebte Serie in den Jahren 2008 bis 2011 insgesamt acht Nominierungen der Directors Guild of Canada, darunter in Beste Dramaserie sowie in den Kategorien Szenenbild, Regieführung und Tonbearbeitung, wobei sie letztlich die Auszeichnung Herausragende Tonbearbeitung in einer Fernsehserie gewinnen konnte. Darüber hinaus erhielt Murdoch Mysteries 2008 und 2009 insgesamt 15 Nominierungen und zwei Auszeichnungen beim Gemini Award, dem wichtigsten Fernsehpreis Kanadas. Erwähnenswert sind die 360°-Kamerafahrten à la Michael Ballhaus, die der Serie wiederholt eine ganz besondere Bildästhetik verleihen.
Sollten Ihnen die Retro-Krimiserien Grantchester, George Gently und/oder Der junge Inspektor Morse gut gefallen haben, riskieren Sie unbedingt einen Blick in die kurzweilige Kriminalserie, die auch hierzulande zahlreiche Krimifans überzeugt hat. (Heike Glück)
Murdoch Mysteries
(Kanada 2023)
Historienkrimiserie